Ulrike Draesner
1962 in München geboren, studierte in München und Oxford Anglistik, Germanistik und Philosophie und lebt heute als Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin in Berlin. Ulrike Draesner hat für ihre Übersetzungen, Essays und Lyrikbände sowie für ihre Erzählungen und Romane zahlreiche Auszeichnungen erhalten, z.B. Droste-Preis der Stadt Meersburg 2006, Solothurner Literaturpreis 2010. Publikationen (Auswahl): gedächtnisschleifen. Gedichte (Suhrkamp, 1995, überarbeitete Neuausgabe München 2008), kugelblitz, Gedichte (2005), Mitgift. Roman (2002), Hot Dogs. Erzählungen (2004), berührte orte. Gedichte (2008), Vorliebe, Roman (2010), Richtig liegen. Geschichten in Paaren. Erzählungen, (2011), zuletzt: Heimliche Helden. Essays 2013 (alle: Luchterhand).
anthropogen gestörter wuchsplatz
ab
und zu entspringen dem frühling:
ent-
dem frühlingsgrünen krokusspringen
forsythienblühen, in den wald. teilchen
im wald, in der schonung inne – die sich
entrollenden farne die seile die von bäumen
ins licht frühlingsbodenlicht der moose
mit den winzigsten blüten die unsichtbaren
seile die durch die luft insektenwege sich
um eine hüfte schulter zu bündeln was
entsprang das forsythienpony
zufällig im krokuslicht ruderalflora sich
jung jünger daherträumendes ich
später frühling
will sagen dümmliche
füllung: später spurt
will „ich“ sagen: wiederholung
ist güte
Aus: berührte Orte, Luchterhand, 2008